„Hypoallergene“ Hunderassen gibt es nicht. Auch wenn ein vermeintlich allergiefreundlicher Hund für die amerikanische Präsidentenfamilie Obama diesen Mythos maßgeblich geprägt hat. Denn seither werden einige Hunderassen verstärkt als „hypoallergen“ vermarktet – zum Beispiel der ehemalige „First Dog“, ein Portugiesischer Wasserhund oder der Labradoodle, ein hipper Mix aus Labrador und Pudel. Ihr Fell sei angeblich überaus allergenarm und verursache Allergikern daher kaum Probleme. Dass aber nicht nur Tierhaare Träger der Allergene sind, die die allergischen Reaktionen auslösen, sondern allergene Substanzen im Speichel und in den Hautschuppen der Vierbeiner ebenso vorkommen, wird dabei leider übersehen.
Hunde ohne Fell sind keine Alternative
Kurz nach Bekanntgabe der allergischen Erkrankung der damaligen Präsidententochter Malia meldete sich umgehend der „Verein der Freunde von Hunden ohne Fell“ aus Peru zu Wort. Claudia Galvez, Vereinspräsidentin in Lima, bot der Familie einen Machu Picchu an. Dieser haarlose Hund sei überaus pflegeleicht und passe problemlos in einen Fahrradkorb oder eine Schultasche. Doch abgesehen davon, dass dieser felllose Hund so attraktiv ist wie Kojak ohne Lollypop, und nicht unbedingt zum Streicheln animiert, hätte Malia Obamas Gesundheit auch keine Freude damit gehabt. Denn obwohl kahlrasiert wie Humpty Dumpty ist auch ein Machu Picchu ein Quell jener allergener Stoffe, die die Nase zum Jucken und die Augen zu Tränen reizen. Und obwohl es Hunderassen gibt, die sich in der Menge der Allergenabgabe unterscheiden, gänzlich allergie-frei sind keine. Den Strohhalm, nachdem so viele Eltern betroffener Kinder so gerne gegriffen hätten, gibt es nicht.
Bei Hunden sind sechs Allergene bekannt
Professor Torsten Zuberbier vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) rückt den Mythos zurecht: „Hypoallergene Hunderassen gibt es nicht. Das ist irreführend, und damit sollte bei Allergikern nicht mehr geworben werden.“ Bei Hunden sind sechs Allergene bekannt, die Menschen Probleme bereiten können. Diese wurden in Hautschuppen, im Speichel und Urin der Hunde nachgewiesen. Ein weniger häufiger Haarwechsel spielt, anders als die Züchter nahelegen, keine Rolle. Eine Studie am Henry-Ford-Hospital in Detroit (USA) hat 60 Hunderassen daraufhin untersucht, wie stark sie Allergene in ihrer Umgebung verbreiten. Die elf darin eingeschlossenen angeblich hypoallergenen Rassen konnten keinen Vorteil verbuchen. „Wer gegen Hunde allergisch ist, muss sie auch in Zukunft meiden“, betont Zuberbier. Eine Hyposensibilisierung gegen Tierhaare sei leider schwierig – eine Karenz die einzige Lösung, die Abhilfe von den allergischen Symptomen schafft. Kinder und Erwachsene mit nachgewiesener Hundeallergie sollten daher den Kontakt zu Hunden in jedem Fall meiden.
Quelle: Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI)
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