Depressionen, Ängste und Allergien – Gibt es einen Zusammenhang?

Julia Maurer
Depressionen, Ängste und Allergien – Gibt es einen Zusammenhang?

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Was haben Viehfutter und Milchallergie mit Depressionen zu tun? Die Antwort auf diese scheinbar humoristische Frage lautet: Offenbar mehr, als viele denken. Denn Studien stellen eine Verbindung her zwischen Heuschnupfen, Asthma und Exzemen und dem Risiko, Depressionen und Angststörungen zu entwickeln.

Allergien wie Milchallergie, Heuschnupfen oder atopische Dermatitis (Exzem) werden häufig nur in ihren Ursachen und unmittelbaren Folgen, eben den jeweiligen allergischen Reaktionen gesehen. Doch jenseits dieser meist unmittelbar eintretenden Symptome gibt es offensichtlich noch Langzeitfolgen, die bisher eher kaum bis gar nicht beachtet wurden. Die Rede ist von psychischen Störungen in Form von Depressionen und Ängsten. Verschiedene Forscher haben diese vermuteten Zusammenhänge näher untersucht und sind zu Ergebnissen gekommen, die einerseits zunächst erstaunlich erscheinen mögen, andererseits und auf den zweiten Blick aber auch einleuchtend.

Ein in der Zeitschrift Annals of Allergy, Asthma and Immunology, dem wissenschaftlichen Magazin des American College of Allergy, Asthma and Immunology (ACAAI) erschienener Artikel zeigt auf, dass Jugendliche mit Heuschnupfen höhere Angst- und Depressionsraten und eine geringere Stressresistenz zeigten. Zudem zeigten sie auch mehr Feindseligkeit, Impulsivität und änderten oft ihre Meinung. Die Wissenschaftler unter dem Allergologen Michael Blaiss hatten 25 Studien identifiziert, die auch die psychischen Folgen bei Jugendlichen mit Heuschnupfen thematisierten.

Erhöhtes Risiko für Depressionen und Angststörungen bei Asthma & Co

Eine Ende April 2018 veröffentlichte Studie taiwanesischer Wissenschaftler geht noch einen Schritt weiter und untersucht mögliche Risikozusammenhänge zwischen den drei A‘s Asthma, Allergische Rhinitis und Atopische Dermatitis und der Ausbildung von Depressionen und Angststörungen in der Folgezeit. Dazu wurden aus einer Gesamtheit von 186.588 taiwanesischen Patienten 46.647 mit allergischen Erkrankungen für die Studie ausgewählt. Die Kontrollgruppe bestand aus 139.941 nicht-allergischen Personen. Betrachtet wurden Informationen zwischen 2000 bis 2015, also über einen Zeitraum von 15 Jahren. Von den Allergiepatienten entwickelten in diesem Zeitraum 10,8 % psychische Störungen, von den Nicht-Allergikern nur 6,7 %. Allerdings gab es auch Unterschiede im Hinblick auf die verschiedenen Allergien bzw. Kombinationen von Allergien. So zeigten z.B. die Probanden mit atopischer Dermatitis ein verringertes Risiko für allgemeine und individuelle psychische Störungen. Ähnliches gilt für Patienten mit allergischer Rhinitis plus atopischer Dermatitis. Bei allen anderen Allergien bzw. Allergiekombinationen bestand dagegen ein erhöhtes Risiko. Bronchiales Asthma und allergische Rhinitis stellen somit bei alleinigem Auftreten oder in Gemeinsamkeit mit mindestens einer der anderen beiden Allergien offensichtlich ein erhöhtes Risiko für psychische Folgestörungen dar.

Umgekehrt muss aber auch darauf hingewiesen werden, dass sich hier ein Teufelskreis offenbart. Denn Depressionen haben ihrerseits auch wieder Einfluss auf die Symptome und Compliance, also die Bereitschaft von Allergiepatienten zur aktiven Mitwirkung an therapeutischen Maßnahmen. Depressive Schübe können bei Allergikern nicht nur die Symptome verschlimmern, sondern sogar Krankheitsschübe auslösen.

Um nun die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Eine Milchallergie äußert sich unter anderem durch Symptome wie Nesselsucht, Hautrötungen und Juckreiz sowie durch laufende Nase, Husten und Atembeschwerden. Forschungen legen nahe, dass durch vermehrtes Grünfutter und damit vermehrtes Vitamin A im Viehfutter das Risiko für Milchallergien verringert werden kann. Und wo keine Allergie da auch keine psychische Folgeerkrankung.

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